Buch: „Döner Hawaii“ von Marin Trenk

1361_01_Trenk_DoenerHawaii.inddMarin Trenk ist Ethnologe und lehrt an der Universität Frankfurt am Main. Nach etlichen akademischen Texten ist „Döner Hawaii“ seine erste, größere, populärwissenschaftliche Publikation, die sich erkennbar an eine breite Öffentlichkeit richtet. Das Buch trägt den Untertitel „Unser globalisiertes Essen“ und geht der Frage nach, warum wir essen, was wir essen: „Wie, wann und wodurch wurde unsere Art zu essen und zu kochen geprägt.“

Das Buch beginnt mit einer zehnseitigen Einführung zum Thema und ist danach in drei Kapitel aufgeteilt: Das erste Kapitel stellt drei wesentliche Wellen der kulinarischen Globalisierung vor (1. Kolumbus, 2. Kolonialismus, 3. Ethnofood). Im zweiten Kapitel wird das Ethnofood eingehender betrachtet. Der Autor unterteilt dabei in südeuropäische Küchen (italienisch, jugoslawisch, türkisch etc.), asiatisch (chinesisch, thailändisch, japanisch) und Küchen der restlichen Welt (nord-, mittel- und südamerikanisch, afrikanisch etc.). Im letzten Kapitel beschreibt Trenk mit dem selbstkreierten Begriff „Gastro-Anomie“ die unübersichtliche, gegenwärtige Kulinariksituation. Es erscheinen seit Jahren unzählige Kochbücher und Kochshows, aber es wird gleichzeitig immer weniger oder gar nicht mehr gekocht. Und falls mal doch, dann meist überkandidelt, in teuren Küchen und nur mit hochwertigstem Equipment, schwer erhältlichen Zutaten und ausgefallenen Rezepten und Zubereitungsmethoden. Immer neuere kulinarische Trends lösen sich immer schneller gegenseitig ab, Standort und Saison spielen kaum noch eine Rolle, alle möglichen Zutaten sind fast überall und oftmals in guter bis bester Qualität erhältlich, regionale Zubereitungstraditionen werden von globalisierten in den Hintergrund gedrängt und geraten zunehmend in Vergessenheit, neuartiges Essensverhalten und Speisekonventionen (Allergien, Intoleranzen, Veggie, Vegan, keine Innereien, nur mageres Fleisch, kurze Zubereitungszeiten, zuckerarm, saisonal, regional, bio etc.) erzeugen höchstindividuelle Menüpläne. Auf der anderen Seite ist Convenience- und Fastfood allgegenwärtig und weiterhin auf dem Vormarsch.

Der Autor schreibt routiniert, zugänglich und unterhaltsam. Immer wieder werden witzige Anekdoten und eigene Erfahrungen zwischen die allgemeinen Ausführungen gestreut. Der Stil wirkt dadurch journalistisch und unakademisch, teilweise allerdings auch etwas zu glatt und in seltenen Fällen etwas anbiedernd. Am Ende von Abschnitten wird auf unaufdringliche Weise auf Quellen und weiterführende Literatur verwiesen. Das macht die Lektüre glaubhaft, ohne allzu wissenschaftlich zu wirken.

Als Leser nimmt man Teil an einer Entdeckungsreise durch die Esskulturen unserer Welt, die Texte sind anregend, fundiert und leicht zu lesen, einige Episoden schürfen gar tiefer und lassen einen einiges über die Gründe für das eigene Essverhalten erfahren. Insgesamt ist das Buch eine gelungene Darstellung unseres globalisierten Essens und kann als Anregung dafür dienen, eigene Routinen zu überdenken. Bei manchen Ausführungen bekommt man sogar ordentlich Lust mal etwas kulinarisch Neues zu probieren. Guten Appetit!

Das Taschenbuch erscheint bei Klett-Coda, hat 297 Seiten und kostet 17,95 Euro.

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