Buch: „Freddie Mercury“ von Lesley-Ann Jones

freddiemercuryLesley-Ann Jones ist eine britische Journalistin und Autorin. In den vergangenen Jahrzehnten veröffentlichte sie Biographien u.a. von Kylie Minogue, Naomi Campbell und Marc Bolan (T. Rex). Bereits 1997 erschien ihre Biographie über Freddie Mercury, den Frontmann der britischen Rockband Queen. Diese wurde einem Re-Write unterzogen und im Jahr 2011 neu veröffentlicht. 2016 erscheint davon nun die deutsche Übersetzung bei Piper, es ist das Jahr in dem Mercury 70 Jahre alt geworden wäre.

Eröffnungsszene der Biographie ist der legendäre, ca. 20-minütige Auftritt der Band Queen beim Live Aid Konzert 1985, den Jones als Wendepunkt in der Karriere von Band und Frontmann interpretiert. Zuvor habe es nach einer gut 10-jährigen gemeinsamen Karriere Unstimmigkeiten in der Band gegeben, angeblich stand die Band kurz vor der Auflösung, danach raffte man sich auf, arbeitete an weiteren Alben, diverse Soloalben der Queenmusiker kamen hinzu, die Musiker waren fleißig und auffällig produktiv. Zuletzt war die Arbeit überschattet von der AIDS-Erkrankung Mercurys, die er allerdings, genauso wie seine homosexuelle Neigung, bis unmittelbar vor seinem Tod nicht publik machte. Mercury, der ein ausschweifendes Sexualleben geführt hatte, starb im November 1991 an den Folgen der Autoimmunerkrankung.

Jones unterteilt ihre Schrift in 25 ausführliche Kapitel. Sie ist gut informiert, berichtet detailreich und hat einen angenehmen Erzählstil (Übersetzung: Stefan Rohmig). Teilweise fällt es ihr allerdings erkennbar schwer konzeptuelle Entscheidungen zu treffen. Es ist beispielsweise nicht immer klar, ob es sich nun um eine Mercury oder um eine Queen-Biographie handelt. Freilich sind die Grenzen hier fließend, aber es werden über weite Strecken hauptsächlich Bandentwicklung, Chartpositionen und Konzerttourneen verhandelt. Mercurys musikalische Entwicklung, kreativer Prozess oder Arbeitsweisen bleiben nahezu unangetastet. Einen besonderen Schwerpunkt der Biographie bildet dagegen die Ausbreitung seines Beziehungs- und Liebesleben, das er aus verschiedenen und absolut verständlichen Gründen (Homo-/Bi-Sexualität, religiöser Hintergrund, Familie etc.) nicht öffentlich machte. Auffallend ist außerdem, dass die Journalistin immer wieder auch ihre persönlich Nähe zu Mercury betont, die sich in verschiedenen, wohl zufälligen Treffen niederschlug. Wahrscheinlich will sie damit ausdrücken, dass sie den Star tatsächlich kannte, ihn leibhaftig erlebt hatte, es klingt aber so als wenn in diesen Passagen ein hingerissener Fan spricht, der durch die körperliche Präsenz seines Idols den gebotenen sachlichen Abstand verliert. Offizielle Interviews der Autorin fanden offensichtlich nicht statt.

Die Biographie ist angefüllt mit unendlich vielen Hergangsschilderungen und garniert mit erstaunlichen Kleinstinformationen, man erkennt wie viel mühsame Recherchearbeit der Schrift zu Grunde liegen müssen. Fehlen tut dagegen die substantielle Interpretation dieser Materialien seitens der Autorin. Zu selten stellt sie Zusammenhänge her, denkt oder spekuliert über faktisches hinaus, der Leser erhält so zwar viele Informationen, aber es fehlen die narrativen Ideen, grundsätzliche Aussagen, selten bis nie wird mal tatsächlich einer Stellung bezogen, ein Standpunkt begründet, eine Kontroverse diskutiert etc. Eine Biographie sollte doch etwas mehr bieten als korrekte Datierungen und das Ausplaudern von Intimitäten. Da wäre in diesem Fall noch ordentlich Luft nach oben gewesen. So wie es ist, macht das Buch den Ausnahmekünstler Mercury kleiner als er war. Er bestand eben nicht nur aus Konzerten, Partys, Drogen, Sex und Affären. Er war mehr als nur Sänger, Rampensau, Schwuler und AIDS-Opfer. Er war auch Parse, Immigrant, Außenseiter, Texter, Songschreiber, Performer, Stilikone, setzte Maßstäbe in den Bereichen Rockproduktion, Musikvideo, Stadionkonzerten, Rock/Klassik-Crossover und ist rückblickend eine wegweisende und dabei gänzlich unaufdringliche Integrationsfigur.

Fazit: Im englischen Original wird das Buch als „The Definitive Biography“ bezeichnet, das ist es vermutlich nicht. Aber eine gut recherchierte, ausführliche, leider nicht immer aussagekräftige Lebensgeschichte von Freddie Mercury und seiner Band Queen, das ist das Buch allemal. Pflichtlektüre für Queen-Fans!

Das gebundene Buch erscheint bei Piper, es enthält 87 größtenteils farbige Abbildungen hat 448 Seiten und kostet 24 Euro.

2 Gedanken zu „Buch: „Freddie Mercury“ von Lesley-Ann Jones

  1. Wenn ich einen Wunsch frei hätte: “Ich würde gerne singen können wie Freddy Mercury”.
    In echt – würde mir schon reichen!
    Nicht nur zeitlich an die Beatles angrenzend, sondern auch von seiner Schaffenskraft ist Mercury m.E. vergleichbar mit ihnen. Geile Songs in den 70 er Jahren. Er hat Rockmusik weiterentwickelt. Und er war Künstler durch und durch, der sich durch sein Pseudonym den Freiraum schaffen konnte sich auszuleben. Ich glaube der war immer Freddy M. Angeblich stand sogar in seinem Perso; Freddy Mercury.
    Im Vergleich zu den Beatles konnte er wohl nur mäßig Klavier und Gitarre spielen…:

    But the one thing that I am great at is being Freddy Mercury.

    Der Satz könnte auch von ihm sein!

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