Konzert: Terry Lee Hale @ Kofferfabrik, Fürth

img_4375Gestern hat der amerikanische Singer/Songwriter Terry Lee Hale in der Kofferfabrik in Fürth gespielt. Begleitet wurde er von dem italienischen Multiinstrumentalisten Antonio Gramentieri, der auch schon wesentliche Akzente bei der Produktion des aktuellen Albums „Bound, Chained, Fettered“ (2016) gesetzt hatte.

Die beiden waren tagsüber von Bologna zum Konzert angereist und waren gut durchgekommen. Trotzdem begann der Abend mit schlechten Nachrichten („bad news first“): Terry Lee Hale war an Angina erkrankt und war schlecht bei Stimme. Beim Sprechen und Gesang in unteren Lagen ging’s gerade noch so, bei den höheren Tönen brach ihm im Verlauf des Konzerts immer wieder die Stimme weg. Der sympathische Songschreiber machte das aber locker wett mit seiner einnehmenden Art und den für ihn typischen fahrigen Ansagen zwischen den Stücken. Und dazu gab’s wieder Mal jede Menge Gelegenheit, denn ein weiteres Markenzeichen seiner Performances ist es, dass Gitarre (oder Resonatorgitarre) bei nahezu jedem neuen Song von einer Alternativstimmung in eine andere umgestimmt werden. Daraus ergaben sich einige Lehrstellen für interessante, teils auch skurrile Monologe, wie z.B:

„Donald Trump or Hillary Clinton? Who’s it’s gonna be? What a fucking mess.“

„Thank you for coming out on a workday. I mean, we’re in Germany, you all go to work.”

Das Programm bestand fast ausschließlich aus Songs von dem neuen Album. Trotz schwer angeschlagener Stimme und merklicher Quälerei bot Hale magische und intime Momente, insbesondere bei den Instrumentalstücken. Daran hat sein kongenialer italienischer Begleiter einen großen Anteil, den sollte Hale sich unbedingt warm halten, guter Mann.

Nach dem Konzert, als dann auch der Albumverkauf und die Unterschriftverteilung beendet waren, ging ich zu ihm, stellte mich kurz vor und fragte, ob er sich noch an unser Treffen im Jahr 1998 erinnern könne. Ich hatte ihn damals in Köln besucht und er hatte mir in einem stundenlangen Interview Rede und Antwort gestanden, das ich als Recherche für meine Diplomarbeit eingefädelt hatte. Er erzählte mir seine ganze Lebensgeschichte, ich saß gebannt da, ließ ihn einfach nur reden und war ganz Ohr. Zum Glück habe ich das mitgeschnitten und konnte einige Passagen immer wieder nachhören. Terry Lee Hale hat damals durch seine Alben, seine Konzerte und nicht zuletzt diese intensive, persönliche Begegnung im Interview nachhaltigen Einfluss auf mein Selbstverständnis als Musiker, Sänger und Songschreiber ausgeübt. Mein Lieblingssatz von ihm ist nach wie vor:

I learned early on that I wasn’t a great guitar player,
I’m not a great songwriter, I’m not a great singer,
I’m not a great performer, I’m not anything great, great.
But the one thing that I am great at is being Terry Lee Hale.
(TLH im Interview am 14.3.1998)

Gestern bat er mich noch ihm musikalischen Materialien von mir zukommen zu lassen („I want to know what it turned into“) und dass ich mit meinem nächsten Besuch nicht wieder knapp zwanzig Jahre warten soll. Werde ich nicht, ich komme wieder bei der nächsten Gelegenheit. Danke Terry für deine zutiefst menschliche Art, deine wunderbaren Songs und das gestrige Konzert unter erschwerten Bedingungen.

6 Gedanken zu „Konzert: Terry Lee Hale @ Kofferfabrik, Fürth

  1. Sagte mal zu einem Kumpel: Wenn es Dich nicht gäbe, müsste man Dich erfinden!
    Aber erfunden habe ich diese Phrase natürlich nicht, nur irgendwo gefunden. Fand das schick und passend: Zeigt es doch, daß der Mensch dahinter einem so stark gefällt, daß man sich ein Leben ohne ihn, so wie er ist, nicht vorstellen kann.
    Nuff said.

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