Liner Notes: Urban Chic & Country Cool (Side 1)

Das Album „Urban Chic & Country Cool“ erscheint weltweit am 20. Januar 2017 auf allen gängigen Download- und Streamingportalen, z.B. AmazoniTunes, Apple Music, Spotify etc. Weil es keine gepresste CD und demzufolge auch kein Booklet mehr gibt, hier Einzelheiten zu Besetzung und ein persönlicher Kommentar zur Songauswahl.

01. Coming into Los Angeles (Arlo Guthrie)
Dennis Schütze: vocals, acoustic & electric guitars, organ, electric bass, drum loop, Mandy Stöhr: background vocals

Es muss irgendwann Mitte der 1980er Jahre gewesen sein, meine Eltern waren ausgegangen und ich saß nachts alleine vor dem Fernseher und beim Rumzappen landete ich zufällig bei der Ausstrahlung des Hippiefilms “Alice’s Restaurant” (1969), der auf dem Songepos “Alice’s Reataurant Massacree” (1967) von Arlo Guthrie beruht. Danach ging ich in einen Plattenladen (ja, sowas gab’s damals noch) und kaufte mir das gleichnamige Album auf CD und kurz danach gleich noch eine „Best of“. Während meiner Zeit als Austauschschüler in den USA (1988-89) verbrachte ich ein paar Monate in Tulsa, Oklahoma und hatte dort Gelegenheit Arlo Guthrie und diesen Song im Konzert zu hören. Auch sehr gut gefallen hat mir sein Song “Coming into Los Angeles”, in die Stadt bin ich einige Monate später tatsächlich gekommen, allerdings nicht mit dem Flieger wie im Songtext, sondern als minderjähriger Beifahrer in einem Pickup Truck, aber das ist eine andere Geschichte.

02. Southern Nights (Allan Toussaint)
Dennis Schütze: lead & background vocals, acoustic guitar, piano, lap-steel, Camilo Goitia: bass, Jan Hees: drums

Den Song lernte ich kennen in der Version von Glen Campbell, dem legendären Westcoast Sessiongitarrist. Er hatte u.a. für Produktionen von Bobby Darin, Ricky Nelson, Dean Martin, Nat King Cole, Elvis Presley und The Beach Boys gespielt, bevor er schließlich ab 1965 eine Karriere unter eigenem Namen startete. Erst Jahre später fand ich heraus, dass der Song eigentlich von Allan Toussaint, dem schwarzen Pianisten, Songwriter und Produzenten aus New Orleans stammt. Dessen Version ist aber, na sagen wir mal, anders. Schon beeindruckend, dass Campbell in der esoterischen, LSD-geschwängerten Version des Urhebers einen feinen Popsong geortet hat. Es gibt übrigens ein lustiges Video in dem Glen Campbell den Song zusammen mit Jerry Reed spielt und singt und zwar in kurzen Hosen und mit astreinem BBQ/Camping-Ambiente. In der Einleitung zum Song erfährt man, dass Campbell das viertaktige kontrapunktische Intro, das auch als wiederkehrendes Zwischenspiel fungiert, von Reed abgeschaut hat.

03. Ophelia (Robbie Robertson)
Dennis Schütze: lead vocals, acoustic & electric guitars, Mandy Stöhr: background vocals, Camilo Goitia: bass, epiano, Jan Hees: drums

Die kanadische Formation The Band lernte ich zu schätzen, während ich mit dem ebenfalls kanadischen Gitarristen Rob Collomb zusammenarbeitete. Anfang der Nuller Jahre produzierten wir beide fiebrig an unseren jeweiligen Debutalben als Singer Songwriter. Er spielte Mundharmonika auf einigen meiner Aufnahmen, ich spielte für ihn Lap Steel ein. Habe inzwischen mehrere Titel der Band im Repertoire. An „Ophelia“ gefällt mir dieser lässige Country Soul Groove, der so typisch für den Sound dieser Band ist und erstmal gar nicht an nordische Wälder erinnert.

04. Pistols & Diamonds (Rick Huckaby & Michael White)
Dennis Schütze: vocals, acoustic & electric guitars, Mandy Stöhr: background vocals, Camilo Goitia: bass, drum programming

Im Jahr 2013 besuchte ich nach 25 Jahren meine alte High School in South Point Ohio. Es war längst ein neues Schulgebäude errichtet worden, aber das alte stand noch und wurde ersatzweise als Verwaltungsgebäude eingesetzt. Die neue Direktorin war sehr freundlich, aber ich kannte kaum noch jemanden an der Schule, meine alten Lehrer waren verzogen, im Ruhestand, einige sogar bereits verstorben. Nach einem Treffen mit einigen ehemaligen Schülern meines Jahrgangs, wollte ich noch zu einem Konzert in nahegelegenen Huntington, West Virginia auf dr anderen Seite des Ohio River, aber keiner wollte mit. Bin dann alleine hin und heute noch froh, dass ich dort war. Rick Huckaby spielte solo die Songs seines damals aktuellen Albums. Der Titelsong fiel mir schon während des Konzerts positiv auf, also kaufte ich die CD und hörte sie für den Rest meiner Reise jeden Tag mehrere Male während der langen Autofahrten bis ich fast alle Lieder auswendig mitsingen konnte. Erst vor kurzem las ich in einem Zeitungsartikel, dass Huntigton eine Hochburg des illegalen Drogenhandels ist, es gibt jedes Jahr unzählige ODs (Überdosen), Verhaftungen und jede Menge Beschaffungskriminalität. Meistens geht es um Meth und Amphetamine, das sind derzeit die billigen Drogen der armen, weißen Landbevölkerung.

05. Detroit or Buffalo (Barbara Keith)
Dennis Schütze: vocals, acoustic & electric guitars, organ, Camilo Goitia: bass, drum programming

Den Song lernte ich in der Interpretation von Neal Casal auf seinem fulminanten Debutalbum „Fade away Diamond time“ kennen. Erst später bemerkte ich, dass er ihn nicht selbst geschrieben hatte, sondern die Folksängerin Barbara Keith. Casal weist darauf selbst während einer Szene in einer DVD-Dokumentation hin. Das Debutalbum von Barbara Keith war jahrzehntelang vergriffen, irgendwann konnte man die MP3-Version auf iTunes kaufen. Habe ich getan und siehe da, sie spielt den Song in einer Tonart (C-Dur), in der ich ihn auch gut singen kann. Der Songs war einer der Gründe warum ich 2013 einen Halt in Detroit gemacht habe, den Weg nach Buffalo zu den Niagarafällen habe ich mir dann aber gespart.

06. L.A. International Airport (Leanne Scott)
Dennis Schütze: vocals, acoustic guitars, Mandy Stöhr: background vocals, Camilo Goitia: bass, drum programming

Ich kann gar nicht sagen, woher ich diesen Song kenne und warum ich ihn so gerne mag. Vermutlich hat das damit zu tun, dass ich in meiner Kindheit in den 1970er Jahren viel derartige Musik gehört habe. Mein Vater saß im Wohnzimmer am Esstisch, las die SZ und hörte dabei die Country Top 40 auf AFN. „From coast to coast and around the world“. Das zog sich über Stunden und er wurde dabei nur ungern unterbrochen. Weiß auch nicht, was ich da dann getan hab, war jedenfalls oft bei ihm, verhielt mich ruhig und hörte das Zeug mit ihm rauf und runter. Muss damals schleichend in meine DNA übergegangen sein, wenn ich heute alte Countrysongs höre, bin ich oft ganz gerührt und fühle ich mich daheim. So ein emotionales Verhältnis konnte ich zu kaum einem anderen Musikstil aufbauen.

Der zweite Teil der Liner Notes erscheint morgen.

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