Album: „Small Town“ von Bill Frisell & Thomas Morgan

Der US-amerikanische E-Gitarrist Bill Frisell hat zusammen mit dem Kontrabassisten Thomas Morgan im März 2016 im legendären Jazz Club The Village Vanguard gespielt. Die Konzerte wurden mitgeschnitten und Teile daraus sind nun auf dem Album “Small Town“ auf dem deutschen Label ECM veröffentlicht worden.

Bei ECM hatte Frisell in den frühen 1980er Jahren seine Karriere als Recording Artist begonnen, bevor er zum Label Nonesuch und später zu Savoy und Okeh wechselte. Nun ist er auf seine alten Tage mit seiner jüngsten Veröffentlichung wieder zu ECM zurückgekehrt. Das ist allerdings schon die einzige Neuigkeit, die zu vermelden ist. Ansonsten bleibt Frisell seinem seit Jahrzehnten etablierten persönlichen Stil treu, in dem nordamerikanische Rootsmusik aus den Bereichen Folk, Country, Americana aus Jazzersicht neu entdeckt und interpretiert wird. So oder so ähnlich konnte man es schon auf seinen kommerziell erfolgreichsten Alben „Have a Little Faith“ (1992) und „This Land“ (1994) hören, im weiteren Verlauf auf „Nashville“ (1997) oder „Gone, like a Train“ (1998).

Diesmal also in kleinster Besetzung mit Kontrabass und vor Livepublikum, das aber nur mal kurz in den Schlussakkorden applaudieren darf. Das Album beginnt, typisch für ECM, gleich mal mit 8 Sekunden vollkommener Stille, bevor die ersten leisen Klänge einsetzen. So als hätte man die Nadel auf die Einlaufrille einer Vinylplatte aufgesetzt, nur ohne Knistern. Es folgen acht Tracks, zum größten Teil Fremdkompositionen (u.a. Paul Motian, Lee Konitz), zweieinhalb eigene Kompositionen sind auch dabei. Die ersten Nummern sind etwas arg lahm und charakterlos geraten. Etwas besser gelungen sind der Folkcountry-Standard „Wildwood Flower“, der Titeltrack „Small Town“, der Fats Domino-Kracher „What a Party“ und der Rausschmeißer „Goldfinger“, Titeltrack des gleichnamigen James-Bond-Films von 1964.

Als Hörer badet man in tieffrequentem Wohlklang, hallige Klangwolken kommen von allen Seiten. Alles schön und gut, aber leider auch etwas arg vorhersagbar und langweilig, es unterscheidet sich kaum von den bisherigen Einspielungen auf den fast 40 anderen Alben des amerikanischen Gitarristen. Als einmaliges Konzert war das vermutlich ein besonderes Erlebnis, man fragt sich, ob das Klangereignis in Form eines Albums festgehalten werden musste. Ein anderer Kritiker hat es als „gepflegte Langeweile“ bezeichnet, das trifft es ganz gut.

Das Album hat 8 Tracks zwischen 5 und 12 Minuten Lauflänge. Das Booklet umfasst ein paar s/w-Schnappschüsse, knappe Liner Notes, aber leider keinen weiteren Text. Auf der Webseite von Frisell wird das Album nur sehr knapp angekündigt, Konzerte in Deutschland oder Europa sind anscheinend nicht geplant.

Kleiner Tipp: Die australische Filmemacherin Emma Franz hat gerade die Dokumentation „A Portrait – Bill Frisell“ zusammengestellt (erhältlich ab 2018 stream & download).

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