Buch: „Europa – Wo bist du?“ – Alex Rühle

Alex Rühle ist Journalist (Artikel u.a. für SZ) und Autor (Sach- & Kinderbücher). Aufmerksamkeit erregte er mit dem Buch „Ohne Netz – Mein halbes Jahr offline“ (2010) und dem Selbsterfahrungsbericht „Wird schon gehen – zu Fuß von München nach Berlin“ (2012). Nun hat er im Frühjahr 2022 in 14 Wochen die meisten Länder Europas bereist, politische Aktivisten getroffen und berichtet in über 30 Kapiteln von seinen Begegnungen und Erlebnissen. Ausgehend von dem Satz „Europa ist kein Ort, sondern eine Idee“ (Lévy) stellt sich Rühle die Fragen: Welche Idee ist das? Trägt diese Idee noch? Verstehen sich die Bewohner der einzelnen Länder als Europäer? u.a. Ohne es explizit zu erwähnen meint er mit Europa ausdrücklich die Europäische Union, Länder wie die Schweiz, Großbritannien, Belarus kommen in seinem Reiseplan gar nicht vor, interessanterweise auch nicht sein Heimatland Deutschland. Weiterlesen

Autumn Leaves (KW41/2022)

Schon wieder vier Monate her seit ich hier über den aktuellen Stand der Dinge berichtet habe. Damals war Frühsommer, es sollte ein heißer Sommer werden, der ist inzwischen längst vorbei, draußen ist es kalt, feucht und nebelig und die Blätter an der Bäumen verfärben sich bereits.

Über die letzten Monate sind vor allem Einzeltracks entstanden, darunter zwei Doppelsingles unter eigenem Namen, zwei Doppelsingles für den Winterhäuser Künstler Markus Westendorf, einige Tracks für LoFiLu, dazu einige Videos, z.B. das Tanzvideo mit Andrea Kneis & Alexandra Bell, gefilmt in einer fast leeren Parkgarage. Zuletzt erschien die Doppelsingle „Same Damn Thing / Do You want me on my knees?”, zwei Songs aus meinem bisher unveröffentlichten Frühwerk. Seit ich 16 Jahre alt bin, schreibe und tüftele ich an Akkordfolgen, Melodien und Texten und habe die Ergebnisse, sobald sie aus meiner bescheidenen Sicht abgeschlossen waren, ganz ordentlich und analog in ein DinA4-Heft niedergeschrieben. So entstanden bereits in den ersten Jahren ca. 30-40 Songs, einige, sehr wenige davon erschienen irgendwann auf Alben. 2004 verwendete ich die damals aktuellsten für die Produktion meines Debutalbums „2174“, die ganz frühen Songs habe ich jedoch nie öffentlich gespielt oder gesungen. Über den Sommer habe ich die alten Skizzenhefte gesichtet und zwei davon zur Produktion ausgewählt um mal zu testen, ob sie von der Songsubtanz überhaupt Bestand haben. „Same Damn Thing“ hat ein New Orleans-Treatment bekommen, al la Hey Piano Smith, “Do you want me” ist mein allererster Song überhaupt, entstanden in den ersten Wochen meines Auslandaufenhalts in South Point, Ohio, USA, da war ich gerade mal 16 Jahre alt. Es gibt noch genug weitere Songs aus der Zeit und den folgenden Jahren, so dass bald noch eine Doppelsingle erscheint und danach vermutlich ein kleines Album. Wäre schade darum, das historische Material ungenutzt liegen zu lassen. Ich muss es einspielen, wenn ich es erhalten will, weil andere mit meinen Aufzeichnungen alleine ganz sicher nichts anfangen könnten.

In den Sommerferien gab’s eine mehrtägige Radtour durch Unter- und Mittelfranken und eine Norditalienstädtereise mit dem Opel Corsa über Innsbruck, Meran, Bozen, die Dolomiten und Brixen. Dazwischen und danach an den Wochenenden Auftritte und Engagements, gleich zweimal in Fulda, aber auch Darmstadt, Memmingen und einige Hotelschiffgigs. Highlight war ein Wochenende, an dem ich als Gitarrist erst mit Duke Elvis eine Las-Vegas-Show spielte, am folgenden Mittag eine kleine, freie Trauung und als ich nachmittags nachhause kam, klingelte das Telefon und ich wurde gefragt, ob ich spontan (30 Min später) bei einem Minikonzert als Gitarrist einspringen könne. Hat alles gut geklappt und auch Spass gemacht, aber lange Auftrittszeiten und ewige Fahrerei bis tief in die Nacht fordern langsam ihren Tribut. Will aber nicht jammern, könnte deutlich schlimmer sein.

Bevorstehen tun gerade weitere Aufnahmen mit Markus Westendorf, Grisu und Simon-Philipp Vogel, da sind die Vorproduktionen bereits im Kasten und die Tracks werden in den kommenden Wochen finalisiert. Für mich selbst habe ich mir zwei herausfordernde Gitarrenstücke vorgenommen. Nach meiner sommerlichen Jerry-Lee-Lewis-Phase, habe ich mich seit zwei Wochen fast täglich mit dem Ausnahmepicker Jerry Reed (Guitar Man“) befasst. Er hatte seine beste musikalische Zeit Ende der 60er / Anfang der 70er und machte danach noch Karriere als Schauspieler in ulkigen Truckerfilme mit Burt Reinolds („Smokey & the Bandit“). Sein Gitarrenspiel ist herausragend kreativ und nahezu unerreicht. Ist schwer zu transkribieren wegen seltsamen Stimmungen und unorthodoxer Spielweise. Erst seit einigen Jahren gibt es überhaupt halbwegs verlässlich Transkriptionen und Spielanleitungen. Habe mir zwei Stücke ausgesucht, die mich schon seit Jahren faszinieren und jetzt beim Üben ernst gemacht (Fingersätze, Tempo, Metronom), ist eine ordentliche gitarristische Herausforderung und was, wovon ich als Teenager geträumt habe: so spielen wie Jerry Reed, das stand noch auf der Bucketlist.
Die Konzertsaison ist mehr oder weniger rum, also wieder Zeit (und Lust!) auf Studioproduktionen, Veröffentlichungen und evtl. das ein oder andere Video. Könnte ja ein kalter Winter werden, ist also gut wenn an was zu tun hat, das hält warm!

Über Krieg in Europa

„Maybe I could live by my wits. The eight-hour day was impossible, yet almost everybody submitted to it. And the war, everybody was talking about the war in Europe. I wasn’t interested in world history, only in my own. What crap. Your parents controlled your growing-up period, they pissed all over you. Then when you got ready to go out on your own, the others wanted to stick you into a uniform so you could get your ass shot off. […]

The war. Here I was a virgin. Could you imagine getting your ass blown off for the sake of history before you even knew what a woman was? Or owned an automobile? What would I be protecting? Somebody else. Somebody else who didn’t give a shit about me. Dying in a war never stopped wars from happening.”

Charles Bukowski: „Ham on Rye“ (1982), S. 325

Buch: „Generation Chillstand“ – Milosz Matuschek

2018 veröffentlichte Milosz Matuschek unter dem Eindruck von Wirtschaftskrisen, Überwachungsskandalen und Trump-Regierung das gesellschaftskritische Buch „Generation Chillstand“. Der promovierte Volljurist und Journalist spricht darin offen bedenkliche gesellschafts-politische Entwicklungen in Deutschland und Europa an und geht hart mit ihnen und den davon betroffenen Generationen ins Gericht. Ansprechpartner ist seine eigene und die nachfolgende Generation, gerne zusammengefasst unter der Chiffre Generation Y (geb. 1980-99) und Generation Z (geb. ab 2000), auch Millennials genannt.

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Über schrottreife Klaviere

“[…] die Welt ist wie ein verstimmtes, eigentlich schrottreifes Klavier. Wenn man da Beethoven-Sonaten spielen will oder irgendwas, was es schon gibt, dann kann das nur schiefgehen. Wenn man aber gar nichts will, sondern herausfindet, welche Töne noch brauchbar sind, dann kann man auch auf einem Schrottklavier Musik machen. man muss nur improvisieren.”

Dietrich Brüggemann: „Materialermüdung“ (2022), S. 22

Über gute und schlechte Werte

„Good values are 1) reality-based, 2) socially constructive, 3) immediate and controllable. Bad values are 1) superstitious, 2) socially deconstructive, 3) not immediate or controllable.

[…]

Some example of good, healthy values: honesty, innovation, vulnerability, standing up for oneself, standing up for others, self-respect, curiosity, charity, humility, creativity.

Some examples of bad values: dominance through manipulation or violence, indiscriminate fucking, feeling good all the time, always being the center of attention, not being alone, being liked by everybody, being rich for the sake of being rich, sacrificing small animals to the pagan gods.”

Mark Manson: „The subtle art of not giving a fuck“ (2016), S. 86