Donaukurier (7/2004)
Schwierige Aufgabe professionell gelöst - Tribute To Johnny Cash in der Neuen Welt
INGOLSTADT. Johnny Cash, the man in black, ist eine musikalische Galionsfigur, eine legendäre Gestalt der amerikanischen Unterhaltungsindustrie, ein Mythos. Worüber er in seiner langen Karriere sang, war immer auch Teil seines Lebens, pure Lebenslust wie tiefe Depression, Erfüllung wie Drogensucht, Liebe wie Tod. In der eitlen und oft auch falschen Glitzerwelt des Big Business zwischen Memphis und Nashville stand er für Ehrlichkeit und Rechtschaffenheit, was Cash gleichermaßen von Mördern und Gejagten, von Liebenden und Melancholikern sang, war Teil seiner Persönlichkeit. Sich einer solchen Figur zu nähern, ist schwierig. Die Person und das Werk Johnny Cashs zu rühmen, bedeutet, Lebensweg und Karriere nachzuzeichnen, eine Interpretation oder gar Modifizierung ist nahezu unmöglich, das Cover eines Cash-Songs muss hinter dem Original zurückbleiben. Eigentlich kann nur Johnny Cash einen Cash-Song mit Leben füllen. Dennis Schütze und Markus Rill, zwei ausgewiesene Cash-Fans, wissen das und tragen dem Rechnung. Sie bringen an diesem Abend ihre Favoriten und ein paar Nummern, die als Eckpunkte in Cashs Karriere unverzichtbar sind. Und sie spielen sie auf eine sehr persönliche Art einfach nur nach, spüren Sound und Stimmung nach, ohne die Songs durch eigenes Beiwerk zu belasten. Womit sie goldrichtig liegen. Frühe Hits wie Big River, Ring Of Fire, Jackson oder der Folsom Prison Blues aus der Sun-Phase, als Cash sich mit Elvis Presley, Carl Perkins und Buddy Holly den Erfolg teilte, sind ja längst Allgemeingut geworden, nicht so die späten Stücke aus den Neunzigern, die nach langem Jahren zwischenzeitlichen Misserfolgs entstanden. Vermutlich sind sie deswegen die interessanteren, weil man nicht jeden Ton bereits auswendig kennt, weil Cash durch den Einfluss des vormaligen Rap-Produzenten Rick Rubin auch Stücke von Soundgarden, Nine Inch Nails und Sting ins Programm nahm, was wohl niemand von ihm erwartet hatte. Die Gitarristen Rill und Schütze nehmen sich zusammen mit dem Bassist Christoph Schwab, dem Schlagzeuger Jan Hees und der Gastsängerin Rachel Herrington im zweiten Set des Abends vor allem diese oft melancholischen Titel vor und lassen es durch ihre unaufdringliche Eindringlichkeit im Vortrag zu, dass allein die Musik dem Publikum einen Fingerzeig auf Cashs Befindlichkeit in seinen letzten Lebensjahren bieten kann. Rill und Schütze, die sich beide die Gesangsparts und die notwendigen Erklärungen zwischen den Stücken teilen, betätigten sich als dezente Moderatoren in Sachen Johnny Cash, spielen seine unvergänglichen Songs, ohne sich selbst allzu sehr im Mittelpunkt zu sehen, denn dieser Platz gebührt an diesem Abend Cash und seiner Musik. Eine feine Art, einem großen Künstler und Menschen seine Achtung zu zeigen. Johnny Cash hätte sie sicher gefallen. Karl Leitner