music-on-net.de (04/2014)

Konzertbericht: Americana trifft Crazy Horse
Dennis Schütze präsentiert mit der Electric Combo sein neues Album “Unsungs Songs” im Blauen Adler in Würzburg


Würzburg (music-on-net) – In meiner Heimatstadt Würzburg habe ich die letzten Jahre recht häufig Konzerte besucht und dabei verschiedene Locations kennen gelernt. Der Blaue Adler war bisher nicht dabei gewesen, so dass ich prompt beim “Googlen” erst einmal den SchwarzenAdler gesucht habe. Nun ja, dieser Irrtum aufgrund meiner Schusseligkeit liess sich doch recht schnell aufklären.
Rechtzeitig bin ich vor Ort, Parkplätze gibt es ausreichend auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Wer dort parkt, sollte sich allerdings im Klaren darüber sein, dass er dann zwar lediglich 30 Meter Luftlinie vom Eingang entfernt ist, wohl aber noch ungefähr 500 Meter laufen muss, um den Gleiskörper der Straßenbahn und den dahinter montierten Schutzzaun – dann allerdings gefahrlos – zu überqueren. Insofern stimmt der Internetauftritt des Blauen Adlers “Bequem und Auto frei mit den Straßenbahnlinien 3 und 5 zu erreichen” exakt. Jetzt endlich weiss ich’s auch.
Am Ziel gegen 20:30 angekommen, geht’s gleich – nach kurzer rechtseitiger Körperwendung – in den sehr gut proportionierten Nebenraum mit Bühne. Er versprüht den puristischen,  gleichwohl schnörkellosen Charme der 1950er und 1960er Jahre. Das gefällt mir wirklich sehr gut. Er füllt sich nun nach und nach. Mein Standort ist auch nicht übel, die Bühnenausleuchtung lässt  zunächst keine besonderen Herausforderungen beim Fotografieren erwarten. Als Problem entpuppt sich allerdings unmittelbar nach dem Start des Konzertes die rückwärtige Bühnendeko. Die dort reflektierenden Folien, die sich drehende deckenmontierte Discokugel und ihre vielen Reflexe auf Rück- und Seitenwänden der Bühne als Reminiszenz an die 1970er Jahre – irgendwie schon schräg.
Doch nun endlich zum Konzert. Ich möchte es – in Anlehnung an einen Titel auf Dennis Schützes aktuellem Album – zusammenfassend als meine Spiritual Journey bezeichnen.
Im ersten Teil wird das neue Album nahezu exakt in der Songfolge des Silberlings vorgestellt. Die Platte dürfte doch den allermeisten, überwiegend sehr erwachsenen, Zuhörern bisher unbekannt ge-wesen sein, ist sie doch heute erst erschienen. Die Resonanz – so finde ich – zurecht überwältigend gut. Eine wirklich großartige Live – Umsetzung des Albums, welches ich hier vor einigen Wochen schon besprochen habe. Im Zentrum steht Schützes Akustik-gitarre, die im Wechsel mit Jochen Volperts eruptiven E-Gitarren-spiel zweifellos die spannendsten Momente des Abends bereitet. Mit dem Auftritt empfiehlt sich Volpert als neues (und jüngstes Mitglied) von Neil Young’s Crazy Horse.
Im zweiten Set zwei Hände voll Coversongs von toten und noch lebenden amerikanischen Singer/Songwritern mit einem famosen Manic Depression von Jimi Hendrix.
Im dritten Teil ein Best of Dennis Schütze, dass mir unmissver-ständlich vor (Augen und) Ohren führt, dass ich auf das opulente Schaffen des Würzburgers vergleichsweise spät aufmerksam wurde.
“When I Paint My Masterpiece” sang einst Bob Dylan, heute Abend auch Dennis Schütze. Mit dem aktuellen Album hat er seinem Oeuvre ein weiteres Meisterstück hinzugefügt. Auch wenn es nicht soweit weg vom Country ist, wie er es sich das möglicherweise wünscht. Schütze hat eben eine durch und durch amerikanische Seele.
Nach Mitternacht endet dieser prall gefüllte Konzertabend (siehe nachfolgende Setlist), der durch Gastauftritte von Mandy Stöhr und“Banjo Mike” (Hey Joe!) zusätzlich bereichert wurde.
© Gerald Langer (2014)