Fritz (12/2004)
Der Würzburger Singer/Songwriter veröffentlicht sein Album 2174
´2174 ist zwar bereits meine achte CD, doch gleichzeitig auch die bislang größte Herausforderung. Es lief längst nicht alles nach Plan und ich musste ganz schön die Zähne zusammenbeißen, denn erstens war es meine erste Produktion mit ausschließlich eigenen Stücken und zweitens hatte ich eine Menge Jobs gleichzeitig: Songwriter, Musiker, Produzent, und später dann auch noch Verkäufer und Promoter, lässt er die Entstehung des Albums Revue passieren.
´Die Geburt meiner Tochter im Dezember 2003 hat den kreativen Output ungemein beflügelt, ich habe schon wieder jede Menge neuer Songs geschrieben und im Januar beginnen wir mit der Vorproduktion für ein neues Album. Dennis spielt auch mit dem Gedanken, es seinem Kollegen und Freund Markus Rill, der seine aktuelles Werk ´Hobo Dream in der Country-Kapitale Nashville aufgenommen hatte, gleichzutun und die nächste Platte in Amerika einzuspielen. Dennis kennt Markus seit acht Jahren und er bekommt Dennis neue Songs als erster zu hören: ´Er ist mein wichtigster Kritiker.
´Schuld an Dennis Affinität zur Musik und Kultur Amerikas ist sein Vater: ´Der hat hauptsächlich Country und RocknRoll gehört. 15 Jahre lang musste ich samstags die Country Charts und sonntags die American Top 40 hören. Mit 16 kam ich dann als Austauschschüler nach Oklahoma, da gabs nix außer Sand, erinnert er sich. Im Frühjahr 2004 reiste er für drei Wochen nach Nashville, Tennessee und zum South by Southwest Musik Festival nach Austin, Texas. Dort spielten 1000 Bands an sechs Tagen. ´Ich dachte, Markus hätte in seinen Schilderungen gnadenlos übertrieben, aber es war dort genauso, wie er erzählt hatte.
Dennis mag Musiker wie Jim Croce und Lyle Lovett wegen ihrer Texte, Chris Whitley für seine Performance und Neils Casals Harmonien und Melodien. Er ist ausgebildeter klassischer Gitarrist und Diplom-Musiklehrer, bestreitet den Großteil seines Einkommens mit Musikunterricht und einer Tanzkapelle. Das Studium der Musikwissenschaften, Amerikanistik und englischen Kulturwissenschaft hat er sich ´aus Interesse gegönnt, doch am Studienbetrieb im Fachbereich Musik lässt er kein gutes Haar: ´Die Dozenten sind völlig praxisfremd, ignorieren die Musik ganzer Kontinente, die musikalische Gegenwart und alles Kommerzielle. Die meisten unkreativen Menschen habe ich im Musikstudium kennen gelernt, beklagt er sich. Ebenso über die hiesige Musikszene. ´Die wird von Jazz-Musikern dominiert, die auf Pop und alles andere herabgucken und wenig flexibel sind. Und die Pop- und Rockmusiker sind zu sehr mit ihren Coverbands beschäftigt als dass sie sich mal um eigenes Songmaterial kümmern.
In seiner Not heuerte Dennis für die Aufnahmen zu 2174 u.a. die Keyboarder Jürgen Wüst aus Aschaffenburg und Henning Doms aus Frankfurt an. ´Die beiden sind auf Zack und mit der neusten Technik per Du, lobt er. Dass er mit seiner Art von Musik keine Reichtümer verdienen wird, weiß Dennis. Da würde auch die heißdiskutierte Radioquote für deutsche Produktionen nichts nutzen. Aber trotzdem ist er traurig, wenn er einerseits so viel Herzblut in die Arbeit steckt und andererseits irgendwelche Alexanders und Küblböcks im Fernsehen absahnen. Das wäre allerdings nichts für ihn: Einziger Beweggrund künstlerischer Aktivitäten sollte immer sein, es für sich zu tun. Ich will nicht machen was gerade kommerziell funktioniert, sondern das woran ich glaube.
Ach ja, wofür die 2174 steht, möge der Hörer doch bitte selbst herausfinden.´Die Geheimzahl meiner Scheckkarte ists jedenfalls nicht, verrät er grinsend.
Michael Noe