kellerbühne.de (4/2012)
Dennis Schütze Band @ Kellerbühne, Lengfurt am 30. März 2012
Kellerbühne bot American Country Music made in Germany - Dennis Schütze Band
Ein auf den ersten Blick unscheinbares Plakat hatte die Veranstaltung am Freitag mit der Dennis Schütze Band in der Kellerbühne angekündigt. Bei genauerem Hinsehen konnte man aber in der Arbeit des Grafikers Markus Westendorf vieles entdecken, was dann auch die Band am Freitagabend widerspiegelte. Das Traditionsbewusstsein, wie es uns die Holzschnittanmutung des Plakats suggeriert, fand sich eben auch in der bodenständigen Musik von Dennis Schütze wieder. Das Motiv des Plakats mit musizierenden Cowboys, Banjo und Goldgräberstimmung verriet das Genre, in dem sich die Musiker der Dennis Schütze Band bewegten: American Country Music. Und so wie die Grafik bis hin zur Typographie mit Liebe zum Detail gestaltet war, waren auch die Arrangements wohl dosiert, nicht überarrangiert, sondern geschmackvoll gestaltet - die Musiker gingen am Freitagabend in der Kellerbühne mit Sorgfalt und Liebe zur Musik ans Werk.
Nach der Eröffnung des Abends mit dem Dylan-Klassiker Wagon Wheel ging die Band sofort zu Dennis-Schütze-Songs über, Songs die den Vergleich mit Kompositionen von Musikern wie Johnny Cash oder Jim Croce nicht scheuen müssen. Und hier kam keine Langeweile auf, es spannte sich eine stilistische Brücke von amerikanischer Songwriter-Kultur, über Country-Rock, modernem Country-Pop, bis hin zu traditionellem Country-Blues. Überzeugend waren auch die Lockerheit, der Sprachwitz und der überragende Gesangsstil des Liedermachers aus Würzburg.
Und so wie sich das Artwork vom Plakat auf der letzten CD-Veröffentlichung B-Sides & Rarities von 2010 wiederfindet und den visuellen Auftritt abrundet, war auch der geschlossene Eindruck, den die Musiker der Dennis Schütze Band boten. Obwohl in allen möglichen weiteren Formationen zu Gange, boten sie hier eine geschlossene Leistung, wie sie bislang selten in der Kellerbühne präsentiert wurde. Eine völlig abgeklärte Rhythmusgruppe mit Tommi Tucker am Bass und Stefan Schön an Schlagzeug und Cajon, die in allen Lautstärken einen Boden bereiteten, auf dem Leadgitarrist Jochen Volpert mit kurzen, kompakten Soli brillierte. Er scheint sich für diese Band ganz tief in die Jagdgründe der Countrymusik hineingeschafft zu haben, spielte stets mit neuem Sound, neuer Spieltechnik und klang immer authentisch.
Alles war den Songs untergeordnet und machte sie zu kleinen Kostbarkeiten. In Erinnerung blieben Titel wie Pictures in my mind, ein Country-Popsong der neueren Machart mit viel Freiraum für den Gitarristen, die hitverdächtige Country-Ballade Shine like Gold, die im schlichten Arrangement umso ergreifender wirkt. Eher dem traditionellen Country-Rock der 60er/70er-Jahre zuzuordnen war dann wieder Every now and then, was an diesem Abend sehr knackig rüberkam. Ein absoluter Aufheller war dann Black as the Devil - hitverdächtig mit ohrwurmträchtigen Refrain und Gitarreneinwürfen und mit Cinzia legte Schütze schließlich einen traditionellen Country Blues auf, wie er schon in den 1930ern hätte geschrieben werden können.
Tolle Band, ergreifende Musik, überragende Musiker: Dennis Schütze Band.
Michael Hauck