Mainpost (7/2010)

Leidenschaftlich und voller Ideen
Dennis Schütze auf der Karlsburg

KARLSTADT. Einen rundum stimmungsvollen Abend erlebten rund 200 Gäste auf der Burgruine Karlsburg bei der Auftaktveranstaltung der diesjährigen "Musik in Historischen Häusern und Höfen". Der Liedermacher Dennis Schütze und seine Band begeisterten mit außerordentlicher und vielseitiger Musik. Bei einigen Stücken war auch der Karlstadter Gitarrist Stephan Schmitt dabei. Einen rundum stimmungsvollen Abend erlebten rund 200 Gäste auf der Burgruine Karlsburg bei der Auftaktveranstaltung der diesjährigen „Musik in Historischen Häusern und Höfen“. Der Liedermacher Dennis Schütze und seine Band begeisterten mit außerordentlicher und vielseitiger Musik. Bei einigen Stücken war auch der Karlstadter Gitarrist Stephan Schmitt dabei.

Da hatten die Verantwortlichen vom städtischen Kulturamt ein „gutes Händchen“ und auch eine tüchtige Portion Glück. Denn am Freitagabend verschmolzen fetzige Musik, das romantische Ambiente der Karlsburg und die sommerliche Natur zu einem außergewöhnlichen Freiluft-Ereignis. Gegen 22 Uhr hatten sich sogar noch angenehme Temperaturen eingestellt, so dass aus Abendluft tatsächlich Abendlust werden konnte und das Publikum die vier jungen Musiker eigentlich nicht von der Bühne lassen wollte, sondern gerne noch bis nach Mitternacht gefeiert hätte. Die abendliche und später stimmungsvoll illuminierte Burgruine gab eine prächtige Kulisse ab, einziger Wermutstropfen war die bauliche Gegebenheit für den Platz der Bühne. Die Bodenfläche des ehemaligen Pallas‘ liegt fast zwei Meter über der Rasenfläche. Dies zwang nicht nur zum permanenten Hochschauen, es schaffte leider auch eine gewisse Distanz zwischen den Künstlern und ihren Zuhörern.

Die hervorragend aufgelegte DennisSchütze Band ließ sich davon nicht zu sehr beeindrucken und überwand diese Barriere mit Leichtigkeit. Die Gruppe bot fast drei Stunden lang eine ungewöhnliche und streckenweise faszinierende Mischung aus amerikanischem Country, Rock and Jazz - nicht in der Reihenfolge der Stücke, sondern gelegentlich auch in einem einzigen Song. Musikalisch perfekt, instrumental virtuos und voller Leidenschaft boten sie immer wieder neue Überraschungen. Selbst wenn Schütze Oldies und Ohrwürmer wie "Hey Joe" von Jimi Hendrix spielt, imitiert er diesen nicht, sondern interpretiert ihn auf seine eigene Weise.

Jung, dynamisch und voller Ideen präsentiert sich der Bandleader. Er ist nach eigenem Bekunden ständig auf der Suche nach neuen Ausdrucksweisen. Die meisten Songs schreibt er selbst - und das tut er sehr gut. Obwohl von hohem Niveau bei Text und Musik, wirken seine Stücke nie abgehoben. Er erzählt oft auf humorvolle Art amüsante Ereignisse, aber auch solche von ganz normalen Frauen ("Ordinary Woman"), lässt seine Zuhörer unerwartete Wendungen nacherleben. Dass er das Ganze mit einer angenehmen, kraftvollen und jugendlich wirkenden Stimme vortragen kann, erhöht den Charme seiner Songs.

Begleitet wird Dennis Schütze von dem brillanten E-Gitarristen Jochen Volpert. Der lässt sein Instrument singen, weinen, klagen und jauchzen – ganz nach Belieben wie in den besten Woodstock-Zeiten. Einfühlsam und mit großer Virtuosität schlägt er das Publikum mit überragender Fingerfertigkeit in seinen Bann und setzt gezielte Effekte, wenn er zum Beispiel mit dem „Gaststar“, dem Karlstadter Gitarristen Stephan Schmitt per Instrument plaudert, witzelt und köstlichen musikalischen Unfug treibt. Schmitt steht Volpert in nichts nach, doch bei seinen Auftritten verändert sich die Truppe jeweils deutlich – aber nicht zu ihrem Nachteil. Er spielt stringenter, direkter, schnörkelloser als Volpert.

Bestens passen sich auch die beiden übrigen Bandmitglieder ein. Stefan Schön singt sensibel die Oberstimme zu Dennis Schütze, setzt wesentliche Betonungen und hält mit seinem Instrument die Gruppe rhythmisch zusammen. Dabei weiß er sich in Lautstärke und Übergewicht so zurückzunehmen, dass er dient und nicht dominiert.Tommi Tucker gibt das akustische Gegenstück am E-Bass mit sicherem Rhythmus, eigenen Akzenten und Soli.

Die gelebte Freude an ihrer Musik, die die Dennis Schütze Band plus Stephan Schmitt auf der Karlsburg verbreiteten, steckte an und bereitete allen große Freude. Kompliment an die Veranstalter. Vielleicht kann man den Wunsch vieler Besucher erfüllen und die Burg künftig öfter zum Schuplatz von Konzerten machen.
Günter Roth