New Iberia – Avery Island – New Orleans

Heute bin ich sehr frueh aufgewacht und habe ein schnelles Fruehstueck in einem nahegelegenem Laden eingenommen, es hatte die ganze Nacht durchgeregnet und regnete immer noch. Ich bin frueh aufgebrochen und habe Lafayette in suedoestlicher Richtung auf der 90 verlassen, es ging gemaechlich voran, weil sehr viele Ampeln auf dem Weg lagen. Bin bis New Iberia gefahren, da ab von der 90, Richtung Sueden nach Avery Island, dort befindet sich die Tabasco Fabik, wo auch sonntags ab 9:00 eine Tour angeboten wird. Ich war so frueh dran, dass ich sogar noch 20 Min vor der Schranke warten musste. Nach meiner Einfahrt auf das Betriebsgelaende begann mit mir die erste Tour des Tages, wobei Tour etwas hochtrabend klingt, genaugenommen war es ein Firmenvideo, ein paar bebilderte Texttafeln und im Anschluss ein Besuch im angeschlossenen Werksverkauf, in Ordnung, kurz und schmerzlos. Eintritt war frei, im Laden habe ich zwei Sossen gekauft, bin aber nur nach der Beschreibung gegangen, obwohl Proben angeboten wurden, aber ich konnte um 9:30 in der Fruehe einfach noch keine scharfen Chilisossen checken.
Neben der Fabrik befinden sich auf dem Gelaende dieser sumpfigen Halbinsel auch noch die von der Eigentuemerfamilie betriebenen Jungle Gardens, ein rausgeputzter, teilweiser auch sehr urwaldiger Park. Wie in den USA ueblich laeuft man nicht durch, sondern man faehrt selbstverstaendlich mit dem Auto. Super Sache, das. Durch den vielen Regen war die sowieso schon feuchte Vegetation noch morastiger geworden, ich war froh, dass ich nicht laufen musste. Bin den Park abgefahren und habe dort sehr viele, stimmungvolle Fotos gemacht.IMG_3025Die Baeume haben alle dieses Spanish Moss in den Aesten haengen, das sieht immer gleich etwas gruselig und gothic-artig wie in einem Tim Burton-Film aus. Danach bin ich zurueck zur 90 und weiter Richtung Osten, habe noch ueberlegt, ob ich einen Stop in Houma einlege, aber ich war durch die letzten Tage so von der Fahrerei bedient, dass ich nur noch ins Hostel nach New Orleans wollte, hatte da fuer die kommende Nacht reserviert. Als ich ankam, eroeffnete man mir, dass man mein Bett anderweitig vergeben hatte und ich bekam als Ersatz ein kostenloses Upgrader und das passte wunderbar. Jetzt muss ich nicht mit sieben anderen Schnarchzapfen in einem Saal pennen, sondern schlafe gepflegt und alleine in einem Zimmer in einem grossen Doppelbett.
Habe mich kurz sortiert, ein wenig geruht, bin dann vor zum Streetcar und rein ins Frenchquarter, wollte ja noch was vom letzten Tag des French Quarter Festivals mitbekommen. Hat aber auch hier schon wieder leicht genieselt, war aber warm. Im Quarter dann die typische Stadtfestatmosphaere: Trinken, Essen, Labbern, Buehnen liegen weit verstreut, immer wenn man irgendwo ankommt ist gerade Umbau, ueberall Essensdampf, zertrene Becher, schon waehrend des Soundchecks sind die besten Plaetze vergeben etc.pp. Habe immer mehr den Eindruck, dass diese Halligalli-Praesentationsform fuer mich einfach nicht funktioniert, in meiner Heimatstadt habe ich ja genau dasselbe Problem, die Musik selbst spielt nur noch eine untergeordnete Rolle, Stadionkonzerte hasse ich bekanntermassen auch wie die Pest. Ideal sind fuer mich Clubkonzerte im uebersichtlichem Rahmen, Kleinkunstbuehne, Kammerkonzert etc. Und: Es liegt nicht an meinem Alter, habe schon immer so empfunden.
Bin also hin und her und rauf und runter, alles im Regen, waren auch ein paar nette Sachen dabei, aber so richtig begeistern konnte ich mich nicht, zu viel, zu laut, zu unkozentriert. Naja, gegen 7:00 war sowieso Feierabend (nach vier Tagen Festival), am Montag geht selbst hier der Alltag wieder los. Ich bin zum Streetcar St. Charles in der Canal St und da passierte dann noch was sehr schoenes. Kurz bevor meine Bahn kam hoerte man die Musik einer Marchingband um die Ecke kommen. Es war eine Parade und sie wurde angefuehrt von einem offensichtlich frisch vermaehlten Ehepaar im etwas vorangeschrittenen Alter und direkt hinter ihnen die Brassband. Der Braeutigam wedelte mit einem weissen Tuch, die Braut mit einen weissen Schirm. Die Leute versammelten sich am Strassenrand und jubelten den beiden und der Band laut zu. Es war wunderbar anzusehen wie sie ihr Glueck mt den Fremden am Strassenrand teilten, fuer mich ein wunderbares Farewell, zum guten Schluss ist doch nochmal die herausragende Musikultur dieser Stadt aufgeblitzt, ich war versoehnt.IMG_3057Die Parade ist kurz danach in die Bourbon Street eingebogen und die Beteiligten werden sicher noch die ganze Nacht feiern. Fuer mich kam kurz danach das Streetcar und damit bin ich nach Hause gefahren. Gerade habe ich meine Sachen sortiert, morgen werde ich schnell zusammenpacken. Vormittags mit dem Mietwagen raus zum Flughafen, werde zur Sicherheit etwas frueher losfahren, Abflug gegen 12.30, wegen der Zeitverschiebung komme ich erst am Mo um 8:30 Ortszeit in Frankfurt an. War schoen hier, aber ich freue mich schon sehr auf zu Hause.

6 Gedanken zu „New Iberia – Avery Island – New Orleans

  1. Jetzt bist Du ja schon fast zuhause. Deine Reise war ja irgendwie atemlos, gehetzt und fast zu beladen an Eindrücken. Die ruhigsten Momente waren wohl die zur nachtschlafenden Zeit im Auto, bei Bindfadenregen. Gottseidank gab es auch diese Phasen.
    Ich hoffe, Deine Frau wird jetzt gleich mit einem Riesenblumenstraus begrüsst 🙂

    • @Gerhard: Ja, war ganz schoen viel los, aber ich habe hier natuerlich auch vor allem von den herausragenden Ereignissen berichtet, freut mich, wenn die auch als Lesestoff interessant waren, bin ja nebenberuflich auch Songschreiber und Storyteller. Meine Frau kriegt bei meiner Rueckkehr erstmal einen dicken Kuss von mir, ich bin dankbar, dass sie mir solche Exkurse erlaubt, und die Kinder werde ich ganz fest druecken.

  2. Das mit den Halligalli-Partyvolk-Veranstaltungen geht mir genau so. Rühmliche Ausnahme ist dabei – finde ich – das Bardentreffen in Nürnberg. Hier kommen die allermeisten Gäste wirklich wegen der Musik.

    Das mit der Privat-Parade im Regen war bestimmt ein schöner Abschluss.
    Ich habe sehr gerne hier gelesen und hoffe, Du machst bald wieder so eine Reise und berichtest live darüber. Dann aber ohne Unfall!

  3. apropos Essen nochmal, irgendwie scheint du das mit dem breakfast zu wörtlich zu nehmen, denn dein Frühstück scheint meist entweder schnell und kurz gewesen zu sein, jedenfalls wurde es nie deutlicher als ausführlich erwähnt…bei mir ist Essen beim Reisen auch immer ein wichtiger kultureller Teil und somit kulinarisch gekoppelt und gerade in den Südstaaten gibts doch ordentliches, wirklich gutes Essen, aber als Herumtreiber hat man dazu wahrscheinlich zu wenig Zeit…

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