Buch: „Harmonielehre im Selbststudium“ von Thomas Krämer

Harmonielehre(Krämer)Thomas Krämer ist Professor für Musiktheorie an der Hochschule für Musik Saar. „Harmonielehre im Selbststudium“ erschien ursprünglich bereits 1991, eine erweiterte Neuausgabe dann im Jahr 2006 und die aktuelle, verbesserte, 6. Auflage schließlich im Jahr 2013. In diesen mittlerweile 25 Jahren hat sich Krämers Buch zum Standardwerk für Musikschüler, Studenten und interessierte Musiker entwickelt. Es ist ausgerichtet zum Selbststudium und beinhaltet ausführliche und umfassende Erklärungen aller fundamentalen, harmonischen Zusammenhänge. Betrachtet werden diese allerdings aus einer klar umrissenen Perspektive: Alle Fragestellungen orientieren sich am Choral und Volkslied im vierstimmigen Satz und den harmonischen Konventionen der Musik von 1600-1900. Die sehr klar strukturierten 16 Kapitel umfassen die Themen:

1. Grundlagen der Musiklehre, 2. Hauptdreiklänge & Kadenz, 3. Grundlagen des vierstimmigen Satzes, 4. Sextakkorde, 5. Harmoniefremde Töne, 6. Quartsextakkorde, 7. Moll, 8. Dominantseptakkord, 9. Nonenakkorde, 10. Verminderter Sextakkord, 11. Dur- & Mollsubdominante, 12. Subdominantische Sextakkorde, 13. Neapolitaner, 14. Nebendreiklänge in Dur, 15. Zwischendominanten & Ausweichungen in Dur, 16. Nebendreiklänge und Zwischendom. & Ausweichungen in Moll.

Auf Themen wie Alteration, Medianten oder Modulation wurde bewusst verzichtet. Krämer entwickelt seine Schrift mit klarem Sachverstand und pädagogischem Einfühlungsvermögen. So ist das Buch sicherlich auch für angeleiteten Unterricht mit einem Lehrer geeignet. Für das im Titel formulierte Selbststudium werden an jedem Kapitelende diverse Aufgaben gestellt, die entsprechenden Lösungen lassen sich im Anhang finden.

Krämer versteht das hier versammelte harmonische Wissen als fundamentale Grundlage, ja gewissermaßen als musikalische „Muttersprache“, die erlernt werden sollte, bevor im Anschluss eine stilistische Differenzierung erfolgt. Wenn man an den Konstruktionsprinzipien der Musik von Komponisten wie Josquin bis Brahm, von Palestrina bis Mendelssohn, von Bach bis Reger interessiert ist, mag diese These zutreffen.

Der Autor verweist im Vorfeld auf sein großes Vorbild Diether de la Motte und dessen „Harmonielehre“ (1971) als weiterführende Literatur. Als zweiter Teil der vorliegenden Schrift kann auch Krämers eigenes Buch „Lehrbuch der harmonische Analyse“ von 1997, verbesserte Auflage 2012, gelten. Hinzu kommt noch sein mächtiges Werk „Kontrapunkt“ von 2012, das von der Ein- bis zur Zehnstimmigkeiten viele Fragen aus diesem speziellen Themenbereich behandelt.

Fazit: „Harmonielehre im Selbststudium“ ist ein übersichtliches und methodisch sinnvoll aufgebautes Standardwerk zur Vermittlung der harmonischen Grundlagen von Choral und Volkslied des 16.-19. Jahrhunderts im klassischen, vierstimmigen Satz. Nicht mehr und nicht weniger.

Das Taschenbuch hat 216 Seiten und erscheint bei Breitkopf & Härtel und kostet 22,00 Euro.

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