Die Reihe „Easy Concert“ erscheint für verschiedene klassische Instrumente bei Schott. Für klassische Gitarre erschienen insgesamt drei Hefte, zuletzt Band 3 (Dez 2016), alle jeweils mit Audio-CD (eingespielt von Martin Hegel). Die beiden Herausgeber haben laut eigener Aussage „wirkungsvolle Vortragsstücke“ aus „5 Jahrhunderten Gitarren- und Lautengeschichte von John Dowland bis Francis Poulenc“ zusammengestellt. Sie sollen als „Ergänzung zu Gitarrenlehrwerken und als Kompendium für Konzerte und Wettbewerbe“ dienen.

Schwerpunkt der Auswahl liegt auf Transkriptionen uralter Lautenstücke der Renaissance und Barockzeit. Damit füllen die Herausgeber rund die Hälfte des gesamten Heftes. Es folgen Miniaturen etablierter Gitarrekomponisten, die zwar zumeist in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gewirkt haben, aber für damalige Verhältnisse extrem rückwärts gewandte Musik (im Stil von Haydn, bestenfalls Mozart) ersonnen haben. So ist die obige Angabe mit den fünf Jahrhunderten sehr relativ zu verstehen. Gerade mal fünf Stückchen stammen tatsächlich aus dem 20. Jahrhundert, wenn auch nur gerade so. Davon stammt wiederum nur ein einziges Stück aus der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts (Poulenc, 1950er), somit ist das jüngste Stück der Sammlung sage und schreibe mindestens 60 Jahre alt.

Durch diesen eindeutigen Schwerpunkt entsteht fast der Eindruck als wäre die klassische Gitarre ein Instrument, das seinen Höhepunkt bereits seit mindestens einem ganzen Jahrhunderten hinter sich hat, als würde bereits seit etlichen Jahrzehnten nicht mehr für klassische Gitarre komponiert, zumindest nichts wesentliches oder irgendwas, was der Rede wert wäre. Und das ist natürlich blanker Unsinn. Ganz im Gegenteil gibt es nur wenige klassische Instrumente deren Repertoire gerade in den letzten Jahrzehnten so beträchtlich gewachsen und mit modernen Ideen angereichert wurde wie die klassische Gitarre. Somit ist die einseitige Auswahl, insbesondere wenn dabei an Konzerte und Wettbewerbe gedacht wurde, nicht nur konservativ, das wäre gerade noch akzeptabel, nein, sie ist ganz extrem rückständig, geradezu reaktionär.

Empfehlenswert ist die Zusammenstellung daher allenfalls für fortgeschrittene Anfänger mit starkem Interesse an einfachen, abgenudelten Lautentranskriptionen. Die kommen dann allerdings wenig authentisch in Standardgitarrenstimmung daher, kein einziges Mal wird die für alte Tabulaturen so verbreitete Skordatur der dritten Saite (G->F#) eingesetzt.

Ein absolutes Highlight dagegen die Einspielung der Stücke von Martin Hegel auf der beiliegenden Audio-CD, der übrigens selbst empfehlenswerte Hefte veröffentlicht. Aufgenommen wurde im Acoustic Music Studio Osnabrück, toller Klang und gut gespielt. Allerdings passen die Melodien vorzugsweise zu Robin-Hood-Themenabenden am Lagerfeuer im Sherwood Forrest.

Die Reihe erscheint bei Schott und kostet instrumentenübergreifend pro Heft 16,00 €.

Enthaltenen Stücke:
Emanuel Adriaenssen: Branle Anglaise
Anonymus: Danse Anglaise
Anonymus: Calleno custure me
Cesare Negri: Villanico
Anonymus: Welscher Tanz
Anonymus: Wilson’s Wilde
Anonymus: Packington’s Pound
John Dowland: The Sick Tune
John Dowland: My Lord Willoughby’s Welcome Home
Joachim von der Hove: Canarie mit Hupfauf
Joachim van den Hove
Anonymus: Sarabande
Anonymus: Aria
Robert de Visée: Menuet
Gaspar Ganz: Espanoleta
Valentin Hausmann: Echo
Fernando Ferandiere: Contradanza
Jean Hotteterre: Cotillon
Johann Sebastian Bach: Menuet
Giuseppe Antonio Brescianello: Aria
Mauro Giuliani:Grazioso op. 50, No. 23
Dionisio Aguado: Menuet
Francesco Molino: Romanze
Ferdinando Carulli: Sicilienne aus op. 276
Mauro Giuliani: Allegretto op. 50, No. 5
Matteo Carcassi: Pastorale op. 21, No. 16
Fernando Sor: Etüde op. 31, No. 6
Johann Kaspar Mertz: Andante
Anton Diabelli: Andante cantabile op. 39, No. 11
Wolfgang Amadeus Mozart: Andante grazioso aus: KV 331
Heinrich Marschner: Bagatelle op. 4, No. 1
Robert Schumann: Walzer Stückchen op. 68, No. 5
Frédéric Chopin: Prélude op. 28, No. 7
Traditional: El testament d’Amelia Katalanisches Volkslied
Anonymus: Romanza
Julio Sagregas: Tiempo de vals
Francisco Cimadevilla: Vals
Jacques Bosch: Guagirana op. 89, No. 2
Jose Ferrer: Mazurka
Francis Poulenc: Sarabande